Digitale Geschichten

Realität frisst Routine zum Frühstück: Kommunikationskompetenz als Top Future Skill

Die Präsentation läuft wie immer, Business as Usual. Schöne Folien, Budgetplanungen, ein routiniertes Nicken in den Reihen. Doch dann dieser Satz:

„Diese Zahl kann nicht stimmen.“

Und plötzlich ist es totenstill. Alle Augen richten sich auf den Fragesteller. Man sieht, wie er bleich wird. Ihm ist der Satz einfach so über die Lippen gekommen. Vielleicht hätte er einfach nichts sagen sollen. Doch die Zahl in der Präsentation springt ihn förmlich an. Sie passt nicht. Wer die Ergebnisse des letzten Jahres kennt, sieht es sofort: Der Plan ist völlig unrealistisch. Der Projektleiter vor ihm hält inne. Ein kurzes Zucken im Gesicht. Aufgeschreckt von der Routine.

Einige blicken angestrengt auf ihre Notebooks, andere setzen ein Pokerface auf. Die Spannung löst sich, als der Abteilungsdirektor sagt: „Lassen Sie uns das später besprechen.“

Damit wurde eine große Chance vertan. Vielleicht kostet sie das Unternehmen nur Geld. Vielleicht kostet sie das Unternehmen die Existenz. Weil der Elefant im Raum ignoriert wurde. Hier war er nicht einfach nur ein Elefant, er war sogar rosa. So offensichtlich, dass es thematisiert werden MUSS, auch wenn es unangenehm ist. Unangenehm deshalb, weil in der Konsequenz die gewohnten Routinen in den Archiven der Unternehmensgeschichte landen.

Kommunikation bedeutet: Der Realität ins Auge schauen – gemeinsam

Wir erleben diese Momente immer wieder. Im Kleinen wie im Großen. Die Geschäftsmodelle sind aus der Zeit gefallen, aber alle tun so, als wäre die Welt stehen geblieben. Es ist bequemer, einfach weiterzumachen. Doch genau hier liegt die Gefahr.

Niemand erkennt die Realität allein.

Ich habe es mehrfach erlebt. Es beginnt mit einem komischen Gefühl, das man vielleicht nicht einmal konkret in Worte fassen kann. Da hilft nur eines: Andere Perspektiven suchen, Fragen stellen, sich austauschen mit anderen, am besten mit ganz anderen Hintergrund. Um zu schauen, wie ihre Sicht ist. Warum? Um der Realität auf die Spur zu kommen. Wir alle haben nur einen kleines Sichtfeld auf das, was in der Welt vor sich geht. Vernetzung hilft, ein realistischeres Bild zu bekommen. Damit agieren wir nach den Prinzipien unserer Zeit, denn die Welt ist hypervernetzt. Alles hängt mit allem zusammen. Kein Unternehmen kann sich mehr leisten, in Abteilungsgrenzen zu denken und seriell zu arbeiten.

In einer hypervernetzten Welt sind Abteilungssilos aus der Zeit gefallen

Beispiel Landwirtschaft: John Deere hat genau das verstanden. Ihr „Precision Farming“ als neues Geschäftsmodell wurde in interdisziplinären Teams – sogenannten Squads – entwickelt. Hier sitzen nicht nur HW-Ingenieure für Sensorik, sondern auch Softwareentwickler, Data-Analysten und Landwirtschaftsexperten. Warum? Weil erst im Zusammenspiel aller Perspektiven die Realität sichtbar wird.

Damit das klappt, ist exzellente Kommunikation entscheidend:

Expertenwissen wird nicht mehr nur zwischen anderen Experten geteilt, sondern muss Kollegen mit völlig anderem Background verständlich gemacht werden. Auch wenn es vielleicht trivial erscheint: Fachbegriffe können nicht als bekannt vorausgesetzt werden, sondern müssen so erklärt werden, dass es jeder versteht. Zum Glück haben wir ja „Kollegin KI“, die uns dabei helfen kann. Klar wird aber: die Arbeitsweise der exponentiellen Veränderung ist eine völlig andere als die gewohnte.

Die industrialisierte Welt bestand aus Organisationen, in denen die Mitarbeiter auf Anweisungen der Führung gewartet haben. In der digitalen Welt müssen Führungskräfte eine Umgebung schaffen, in der die Realität sichtbar wird und Handlungen schnell abgeleitet werden können.

Transparenz ist der Schlüssel – für Qualität und Geschwindigkeit

Dafür müssen wir starre Strukturen aufbrechen. Viele Organisationen ersticken an Prozessen, die dynamische Anpassungen und Übernahme von Verantwortung nicht nur erschweren, sondern ausschließen. Das ist brandgefährlich. Das wahre Leben findet in einer Parallelwelt statt.

In einer hypervernetzten Welt, die einen nie dagewesenen Zugang zu Informationen hat, müssen Informationen fließen. Informationen sind das Fundament für Erkenntnisse. Erkenntnisse gewinnen wir in der Vernetzung mit anderen.

Jensen Huang, CEO von NVIDIA, hat das erkannt und setzt die Prinzipien „Transparenz“ und „Kommunikation“ radikal um: Jeder Mitarbeitende kann in jedes Meeting gehen. Jeder kann hören, was gesagt wird. Jeder ist aufgefordert, alles was ihm/ihr individuell wichtig ist, mitzuteilen. Keine Filter, keine Zwischeninstanzen, keine politisch weichgespülten Botschaften.

Warum? Weil Geschwindigkeit entscheidend ist. Entscheidungen brauchen Kontext. Und Kontext entsteht nur, wenn Informationen frei fließen. Wer mit verzerrten Informationen arbeitet, trifft verzerrte Entscheidungen. Wer Transparenz schafft, macht Qualität und Schnelligkeit erst möglich.

Das ist allerdings nur ein Teil des Spiels. Die Fähigkeit, sich schnell auf Veränderungen einzustellen, setzt ein hohes Maß an Lernbereitschaft voraus. Es ist eine zwingende Logik: Wer Neues ausprobiert, MUSS lernen.

Genau hier sehen wir, was Generative KI bedeutet: Sie macht uns nicht nur effizienter, sie lässt uns sehr viel besser lernen.

Wenn Menschheitswissen jederzeit abrufbar ist, dann müssen wir die richtigen Fragen stellen können

Kommunikation bedeutet nicht nur, Informationen weiterzugeben – sie ist die Grundlage für die beste Art des Lernens: Der freie Dialog mit Experten, die uns virtuell jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sokratisches Lernen steht nun nicht mehr nur einigen Wenigen zur Verfügung, sondern jedem von uns. Das ist eine nie gekannter Zugang zu Wissen und Erkenntnis. Die Kunst ist es, die richtigen Fragen zu stellen.

„Warum fällt der Apfel vom Baum?“ Eine Frage, die die Welt verändert hat.

– eine scheinbar simple Frage. Und doch hat sie die Welt verändert.

Was würde Newton sagen? „Weil die Gravitation ihn anzieht.“ Doch damit endet die Geschichte nicht. Newton erkannte, dass die gleiche unsichtbare Kraft, die den Apfel zu Boden zieht, auch für die Bewegung der Planeten im All verantwortlich ist. Er formulierte das Gravitationsgesetz und legte damit die Grundlage für unser modernes Verständnis von Physik – eine Entdeckung, die noch Jahrhunderte später Raumfahrt und Technologie prägen würde.

Was würde ein Biologe sagen? „Weil der Apfel reif ist und sich der Baum evolutionär so entwickelt hat, dass er seine Samen effizient verbreiten kann.“ Ein Ökosystemgedanke: Der Apfel fällt, damit er entweder neue Bäume wachsen lässt oder von Tieren gefressen wird, die wiederum zur Verbreitung der Samen beitragen. Die Natur folgt keinem bewussten Plan, sondern den Mechanismen der Selektion – und der Fall des Apfels ist Teil eines größeren Kreislaufs.

Und was würde Immanuel Kant sagen? „Warum fällt der Apfel? Diese Frage ist zweigeteilt: Erstens gibt es die physikalische Ursache, die wir beobachten können – Newtons Gravitation. Doch zweitens gibt es unsere eigene Erkenntnisfähigkeit: Wie sind wir überhaupt in der Lage, das Phänomen als solches zu begreifen?“ Kant würde also nicht nur die Frage nach dem Apfel stellen, sondern auch nach der Art und Weise, wie unser Verstand die Welt ordnet.

Denn jede Erklärung ist nur so gut wie unser Denkrahmen – was wir nicht denken können, können wir auch nicht erkennen.

Wahrheit ist nicht binär, sie ist vielschichtig.

Jede dieser Antworten beleuchtet einen anderen Aspekt derselben Frage. Keine steht für sich allein, keine ist die einzig wahre. Doch zusammengenommen formen sie ein umfassenderes Verständnis der Welt.

Bedeutet konkret, das Denken in Schubladen, in schwarz oder weiß ist zu eindimensional. Genau deshalb ist Kommunikation im Sinne von Dialog, Durchdenken anderer Perspektiven so wichtig. Nur so werden werden Geschäftsmodelle angepasst, oder neue entwickelt.

An der Qualität der Kommunikation entscheidet sich, ob eine Organisation erfolgreich ist oder scheitert

Erfolgreiche Organisationen haben sich schon immer an die Attribute ihrer Zeit ausgerichtet. In der nun ausgehenden Ära der Industrialisierung waren das lange Planungszyklen und unbedingte Ausrichtung auf Effizienz. Der Mensch als Rad im Getriebe des Unternehmens, das Anweisungen in abgetrennten Abteilungen ausführt. Serielles Arbeiten.

Die heutige Zeit ist hypervernetzt, Daten und Informationen sind im Überfluss vorhanden. Technologien überlagern und verstärken sich gegenseitig. Die Veränderungsgeschwindigkeit nimmt zu. Arbeiten auf Anweisung weniger ist zu starr und langsam. In digitalen Unternehmen fließen Informationen, Transparenz ist der neue Default.

Nur wer Menschen versteht, wird als Führungskraft bestehen

Führung in der digitalen Welt bedeutet, Menschen nicht nur als personifizierte Expertise, sondern in ihrer ganzen Stärke zu erkennen. Es geht darum, Potenziale freizulegen – zu verstehen, wer welche Perspektiven einbringt, wer welche Fragen stellt und wer welche Stärken mitbringt. Die besten Teams entstehen nicht durch strikte Rollenverteilung, sondern durch kluge Kombination von Talenten, die sich gegenseitig ergänzen. Eine exzellente Führungskraft schafft den Raum, in dem Menschen nicht nur ihre Fachkompetenz einbringen, sondern auch wachsen, lernen und sich mit anderen vernetzen können. Oder kurz gesagt: Kommunikationskompetenz.