Digitale Geschichten

Blockchain und der Vergleich mit Chicken McNuggets

Blockchain soll die Welt verändern oder wahlweise sogar retten – je nachdem, wen man fragt. In der heutigen Episode von Digistoteles fangen wir erstmal bei den Basiscs an und versuchen die Technik dahinter zu erklären. Zum Nachlesen und Nachdenken zu diesem komplexen Thema gibt es diesmal einen ausführlicheren Text. Beginnen wir mit einer Frage:

Was ist die Blockchain?

Kurz gesagt: ein Kontoführungsbuch, in dem alle nur denkbaren Einträge protokolliert werden können. Einträge in diesem System können alles mögliche sein: Eigentumsverhältnisse, wie lange ein LED-Licht gebrannt hat oder der Temperaturverlauf eines Containers auf der Überfahrt von Asien nach Europa.

Dieses Kontoführungsbuch wird nicht von einem einzigen Buchhalter geführt wird, sondern von mehreren an verteilten Standorten. Soll ein neuer Eintrag hinzugefügt werden, muss die Mehrheit der “Buchhalter” das Ergebnis als korrekt verifiziert haben – also mindestens 51% der Buchhalter müssen zum selben Ergebnis gekommen sein. Diese Übereinstimmung der Mehrheit nennt man “Consensus”. Erst dann wird der Eintrag in das Kontoführungsbuch geschrieben, das jedem Buchhalter in einer Ausfertigung vorliegt – die Datenbank”kopien” müssen immer gleich sein bei allen Buchhaltern.

Kein Einzelner hat die Macht, etwas zu verändern. Alle kontrollieren sich gegenseitig.

Erste Erkenntnis: Die Blockchain ist die Abkehr von der zentralen Datenhaltung einer Instanz mit allen Implikationen hinsichtlich Datenhaltung und Datensicherheit: Sind die Daten sicher bei dieser einen Instanz, was macht diese Instanz mit den Daten? Marc Zuckerberg und Cambridge Analytica lassen grüßen. In Blockchain System hingegen kann keiner heimlich Transaktionen ausführen.

Zweite Erkenntnis: Das Sytem braucht keinen Mittelsmann, sondern es überprüft und schreibt sich selbst fort: Autofahrten bestellen ohne Uber, Übernachtungen mieten ohne AirBnB.

Das ist noch nicht alles: Hinzu kommt der Aufbau in Ketten. Nehmen wir einmal an, ich möchte in einer Blockchain den Besitz einer Immobilie dokumentieren. Gegen die digitale Besitzurkunde läuft ein Verschlüsselungsalgorithmus, der eine Buchstaben/Zahlen Kombination ausgibt – der Hash. Dieser ist immer gleich – wenn in dem Dokument auch nur ein Komma geändert würde, würde sich der Hash verändern. Zudem wird die Quersumme aus allen vorherigenTransaktionen gebildet als weiteres Sicherheitsinstrument. Würde also ein Baustein aus der Kette entfernt werden, würde die Quersumme nicht mehr stimmen.

Wie bei einer Gruppenreise: Jeder muss nach dem Nachbarn schauen.

Im Grunde kann man es sich vorstellen, wie bei einer Gruppenreise. Damit nach einer Pause auch keiner verloren geht, muss jeder nachschauen, ob der Nebenmann/frau wieder da ist. Das Fehlen einer Person fällt nach der Methode sofort auf.

Manipiulation ist so gut wie unmöglich

Wollte jemand die Daten in der Blockchain manipulieren, ist der Aufwand enorm hoch – um nicht zu sagen, die Hürden sind unüberwindlich:

  • Hürde 1: Wenn ein Eintrag manipuliert werden soll, muss die ganze Kette geändert werden
  • Hürde 2: Alle Kopien der Datenbank müssen gleichzeitig verändert werden

Dies ist extrem rechenintensiv, denn die beschriebene Verschlüsselung müsste praktisch für das ganze System neu gerechnet werden – und das mit den modernsten Verschlüsselungsmechanismen. Aus diesem Grund ist die Blockchain auch noch nie gehackt worden.

“Die Blockchain zu hacken ist so einfach, wie ein Chicken McNugget zurück in ein Huhn zu verwandeln.” Don Tapscott

Wenn Ihr jetzt sagt – “stimmt nicht, ich habe da doch was gelesen. Es wurden doch schon Bitcoins gestohlen”. Ja stimmt! Das lag aber nicht am System der Blockchain. Da für viele Laien der Zugang zur Blockchain zu kompliziert erscheint, bieten viele Anbieter einen Service an, der auch ohne Vorkenntnisse den Erwerb z.B. von Bitcoins ermöglicht. Hierfür braucht man für die Verschlüsselungsmechanismen einen privaten Schlüssel. Dieser wurde nicht sicher genug verwahrt. Kommen Hacker an diese Verschlüsselungsschlüssel, können sie Konten von Dritten “übernehmen”.

Apropos Bitcoin – wie kommt der ins Spiel?

Als Reaktion auf die weltweite Finanzkrise hat unter dem Pseudonym “Sathosi Nakamoto” hat ein bis heute unbekannter Mensch die Blockchain Technologie 2009 “erfunden” (na ja, eigentlich gab es die einzelnen Technologien vorher schon – Verschlüsselung und dezentrale Datenbanken – er hat sie nur sinnvoll zusammengeführt).

Was unterscheidet Kryptowährungen von klassischen Währungen?

Es gibt keine Zentralbank, die Geld verwaltet und die Geldmengen bestimmt. Die Anzahl von Bitcoins ist berenzt auf 21 Millionen (deflationaär)- auch hier ein fundamentaler Unterschied zum Bankensystem, die beliebige Summen Geld drucken können (inflationär).

Neue Bitcoins werden von den Minern erzeugt – sie erhalten diese als Incentivierung oder Gegenleistung für die Verifizierung der Transaktionen. Diese Verifizierung ist durch die aufwändige Verschlüsselung sehr rechenintensiv = sehr energieintensiv. Wenn ich Bitcoins kaufe, erwerbe ich damit die Leistung, die andere für die Verifizierung erbracht haben.

Das klassische Finanzsystem basiert auf Vertrauen – dass die Bank mein Geld auf dem Konto sicher verwahrt im Zusammenspiel mit Zentralbank und Staat. Bitcoin basiert auf Misstrauen – nach dem oben genannten Prinzipien des Consensus und der Verschlüsselung zusammenhängender Blöcke.

Nicht nur Banken, sondern alle MIttelsmänner werden überflüssig durch die dezentrale Blockchain Technologie.

Und da sind wir schon bei den Anwendungsfällen – nicht nur Währung ohne Banken, sondern Transaktionen ohne MIttelsmänner: also Hotels ohne Booking.com, Fahrten buchen ohne Uber usw.

Vereinfacht gesagt: Überall da, wo mehrere Parteien miteinander interagieren ohne dass sie sich kennen und vertrauen, kann die Blockchain-Technologie zum Einsatz kommen.

Das alles könnt Ihr Euch in der nächsten Folge von Digistoteles noch einmal genauer anhören: am Sonntag, den 31.März geht diese online.